Kein Grund zum Jammern
Jammern über die hohe Zahl der Zweitjobs ist völlig fehl am Platz.
Natürlich gibt es einen hohen Anteil derer, die aus purer
finanzieller Not zur Zusatzarbeit gezwungen sind. Der Trend hat aber
auch ganz andere Gründe. Wer aufgrund dieser Entwicklung den Abstieg
der Mittelschicht in die Armut voraussagt, liegt aus drei Gründen
falsch.
Erstens: Die Konsumlaune ist in den vergangenen Jahren gestiegen.
Viele wollen auf den Urlaub in Spanien und auf digitale
Annehmlichkeiten wie iPhone oder Flachbildschirm-Fernseher nicht
verzichten. Immer neue Verkaufsrekorde der Unterhaltungsbranche und
glänzende Bilanzen der Reiseveranstalter belegen diesen Trend.
Außerdem meldet der Einzelhandel regelmäßig im Vorweihnachtsgeschäft
neue Umsatzrekorde. Um sich diesen Luxus leisten zu können, tauschen
viele Arbeitnehmer gerne ein Stück Freizeit gegen eine zusätzliche
Beschäftigung ein.
Ein weiterer Grund für die Zunahme der Zweitjobs ist die sinkende
Zahl von Familien. Noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik gab
es mehr Single-Haushalte als heute. Wer abends nicht auf den
Nachwuchs aufpassen muss, für den kann Kellnern in der Bar nebenan
ein sprichwörtlich lohnender Zeitvertreib sein. Drittens: Die
Entwicklung zum Zweitjob ist ein Zeichen für die Flexibilisierung des
Arbeitsmarktes, obwohl die Nebenbeschäftigungsquote in den meisten
EU-Ländern noch höher liegt. Aber: Deutschland holt auf.
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