Neue OZ: Kommentar zu Arbeitsmarkt / Leiharbeit

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit

Es ist kein Zufall, dass der Ingenieurdienstleister Ferchau eine
deutliche Aufstockung seiner Mitarbeiterzahl in unserer Region
vermeldet. Eine schnelle Konjunkturerholung hat den Einbruch 2009
schon fast vergessen gemacht. Und in so überraschenden
Aufschwungszeiten ist am Arbeitsmarkt vor allem eines gefragt:
Personal auf Zeit.

Ferchau betreibt dieses Geschäft auf hohem Niveau. Das Unternehmen
beschäftigt viele Akademiker, manche gar mit Doktortitel, und
entsendet sie zum Beispiel an renommierte Kunden wie Airbus. Dort
werden sie spätestens nach drei Monaten wie angestammtes Personal
bezahlt.

Davon können Mitarbeiter bei vielen anderen Leiharbeitsfirmen nur
träumen. Deshalb ist es richtig, dass Gewerkschaften den Kampf gegen
die bisweilen deutlich schlechtere Bezahlung dieser Aufschwunghelfer
als eine ihrer Hauptaufgaben betrachten. Denn nach der Logik der
Zeitarbeitsvorkämpfer, wonach die Personalausleihe nur zum Abarbeiten
dicker Auftragsbücher dienen soll, dürfte es eine ungleiche Bezahlung
gar nicht geben. Schließlich lassen sich bei hoher Nachfrage auch
Preise erhöhen.

Die Forderung nach gleicher Entlohnung ist umso mehr
gerechtfertigt, je stärker sich die Hoffnungen auf einen Bleibeeffekt
durch Zeitarbeit zerschlagen. Dies scheint leider der Fall zu sein,
denn nach Angaben von Experten sind in den vergangenen Jahren nur
sieben Prozent der zuvor arbeitslosen Leiharbeiter in einen festen
Job gelangt.

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