Neue OZ: Kommentar zu Arbeitsmarkt / Osteuropa

Unbeliebtes Arbeitsland

Zu spät. Aus Angst vor einem Zustrom billiger Arbeitskräfte aus
Osteuropa hat Deutschland zu lange damit gezögert, die Grenzen seines
Arbeitsmarktes zu öffnen. England und Irland hatten sich schon 2004
für die Freizügigkeit entschieden. Die Bundesrepublik hingegen
gehörte zusammen mit Österreich zu den Schlusslichtern in der EU.

Nun kommen weder Hilfsarbeiter noch heiß ersehnte Fachkräfte. Im
Gegenteil: Es sind nicht Polen, die Deutschen ihre Arbeit wegnehmen,
sondern deutsche Arbeitskräfte, die sich in Polen verdingen. Bestes
Beispiel ist die Handwerksbranche. Der geht es blendend: Die
Auftragsbücher sind voll, deutsche Facharbeiter sind im In- und
Ausland heiß begehrt. Fast jedes dritte Handwerksunternehmen im
Bezirk Osnabrück-Emsland etwa weist jetzt schon offene Stellen auf.
Nur: Wer soll diese Jobs künftig ausfüllen?

Deutschland ist für europäische Fachkräfte ein unbeliebtes
Arbeitsland. Dafür ist die verspätete Freizügigkeit ein Lehrstück.
Noch immer fühlen sich viele ausländische Beschäftigte in Deutschland
nicht willkommen und müssen mit bürokratischen Hürden kämpfen. Schon
die Greencard-Einführung vor elf Jahren brachte keinen Erfolg, und
seitdem hat sich nichts geändert. Spätestens jetzt, da die Grenzen
des europäischen Arbeitsmarktes offen sind, muss der Schritt nach
Deutschland leichter werden, und damit attraktiver.

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