Überfälliger Schritt
Endlich. Die Bundesbank hat mit dem Antrag zur Entlassung Thilo
Sarrazins einen überfälligen Schritt vollzogen. Es spricht alles
dafür, dass Bundespräsident Christian Wulff den Rauswurf besiegeln
wird. Ein Mann vom Schlage Sarrazins hat in der Chefetage von
Deutschlands wichtigster Bank nichts zu suchen. Er war von Anfang an
eine glatte Fehlbesetzung. Nicht weil es dem früheren Finanzsenator
an Kompetenz für den Posten mangelt. Sein Hang zur Selbstdarstellung
und seine Lust an der Provokation disqualifizieren ihn für den Job
bei der Zentralbank, die penibel auf Diskretion und Neutralität
bedacht ist.
Die Spitze der Bank löffelt jetzt die Suppe aus, die ihr die
Politik eingebrockt hat. Denn es war Berlins Bürgermeister Klaus
Wowereit, der seinem Sparsenator 2009 mithilfe des Bundesrates den
Job in Frankfurt zuschanzte. Seither lässt Sarrazin keine Gelegenheit
aus, Migranten, Hartz-IV-Bezieher oder andere Minderheiten öffentlich
in die Ecke zu stellen.
Sicher: Eine Entlassung Sarrazins wegen privater
Meinungsäußerungen steht juristisch auf tönernen Füßen. Der Rauswurf
könnte also teuer werden. Dennoch ist der Schritt ohne Alternative:
Nur so lässt sich verhindern, dass das Ansehen der Bank im In- und
Ausland weiteren Schaden nimmt. Auch für Bundesbank-Chef Axel Weber
ist es ein Befreiungsschlag. Er musste im Fall Sarrazin durchgreifen,
um seine Ambitionen auf den Chefsessel der Europäischen Zentralbank
nicht zu gefährden.
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