Neue OZ: Kommentar zu Auto / Konjunktur

Bremsspuren

Eigentlich könnte alles so schön sein: Die Autohersteller locken
mit einer fast schon unüberschaubaren Zahl von Modellen, die Rabatte
sind hoch, die Zinsen niedrig, gute Voraussetzungen für ordentliche
Absätze. Und dennoch stockt die Fahrt. Selbst im wirtschaftlich
stabilen Deutschland werden die Bremsspuren immer länger.
Verunsichert die Schuldenkrise nach den Südeuropäern nun auch die
bislang so konsumfreudigen Deutschen?

Die Vermutung liegt nahe. Und doch erklärt sie allein nicht die
deutlich sinkende Zahl von Neuzulassungen. Hinzu kommt eine Reihe
weiterer Faktoren: So werden die Autos immer langlebiger. Auch ist
der Pkw-Markt in Westeuropa weitgehend gesättigt. Die meisten
Menschen beziehungsweise Haushalte haben schon ein Auto, viele sogar
zwei, manche gar drei.

Deutlich spürbar ist auch, dass Automobile speziell bei jungen
Großstädtern nicht mehr einen so hohen Stellenwert haben wie früher.
Sie setzen stattdessen umwelt- und kostenbewusst auf Carsharing,
Mietwagen und öffentliche Verkehrsmittel. Auch dies trägt dazu bei,
dass in Westeuropa die Grenzen des Wachstums für die Automobilbauer
erreicht sind.

Trübsal blasen muss trotzdem niemand. Denn das Absatzniveau in
Westeuropa ist trotz rückläufiger Tendenz immer noch hoch. Und
schließlich gibt es ja auch noch die boomenden Auslandsmärkte wie
etwa China. Dort sind noch über viele Jahre hinweg hohe Zuwachsraten
möglich.

Uwe Westdörp

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