Mahnungen allein reichen nicht
   Seit den Zeiten Ludwig Erhards („Wir müssen alle den Gürtel enger 
schnallen“) gelten moralische Appelle deutschen Politikern als 
geeignetes Mittel, die Entwicklung in eine gewünschte Richtung zu 
lenken. Das geht in vielen Fällen daneben. Ein Beispiel sind die 
zuletzt wieder extrem in die Höhe geschossenen Banker-Boni.
   Das ärgert Bundespräsident und -kanzlerin, die den Bürgern 
erklären müssen, warum wenig Geld für bessere Bildung armer Kinder da
ist, der Staat aber sehr wohl und sehr schnell Milliardenbeträge zur 
Rettung von Zockerbanken bereitstellen konnte. Grund genug für die 
beiden Spitzenrepräsentanten des Staates, den Spitzenmanagern der 
Geldbranche gestern die Leviten zu lesen.
   Glaubhafter wären etwa die Mahnungen Angela Merkels, wenn die 
Kanzlerin sie mit entsprechendem Handeln unterlegt hätte. Doch genau 
daran ließ es die Regierungschefin zuletzt mangeln. So ist für den 
neuen Euro-Rettungsfonds entgegen ursprünglichen Beteuerungen Merkels
kein Automatismus zur Beteiligung privater Gläubiger überschuldeter 
Staaten vorgesehen. Eine Einladung an Banken, mit deren Anleihen wie 
bisher viel Geld zu verdienen.
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