Neue OZ: Kommentar zu Banken / WestLB

Auffangen oder zerschlagen

Aus der Politik ist er verschwunden, doch in der Wirtschaft zieht
er noch immer Strippen. Friedrich Merz, „Veräußerungsbeauftragter“
der WestLB, braucht sich derzeit über Arbeitsmangel nicht zu
beklagen. Die Lage des Instituts, das sich als einst mächtigste
Landesbank mit Branchengrößen wie der Deutschen Bank messen wollte,
ist prekär. Daran ändert auch die Auslagerung von Schrottpapieren
nichts.

Wie schwierig die Lage ist, zeigte sich etwa an der Bereitschaft
der rot-grünen Regierung in Düsseldorf, die WestLB mit der BayernLB
zu verschmelzen. Doch dieser Deal wurde den Münchnern zu riskant.
Vermutlich nicht zuletzt deshalb, weil sie selbst immer noch viel zu
tief im Finanzkrisen-Schlamassel stecken. Doch auch für stabile
Landesbanken wie die Nord/LB macht eine Fusion mit dem Geldhaus vom
Rhein wenig Sinn. Trotz hoher früherer Verluste im internationalen
Geschäft sieht sich die WestLB noch immer als Global Player, der auf
allen Erdteilen vertreten sein will. Da ist die Strategie der
Nord/LB, die sich gerade aus Nordosteuropa zurückzieht, viel
vorsichtiger.

Wie es scheint, geht kein Weg an einer Zerschlagung der WestLB und
dem Verkauf der werthaltigen Teile an die private Konkurrenz vorbei.
Es sei denn, der Sparkassensektor ringt sich doch noch zu einer
umfassenden Auffanglösung durch, bei der die WestLB-Risiken auf viele
Schultern verteilt werden. Das freilich wäre der Beginn der großen
Landesbanken-Reform.

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