Neue OZ: Kommentar zu Bankmanager-Gehälter

Nach außen hin geläutert

Man hat schon aus London und New York gehört, dass sich an der
Moral von Topmanagern im Finanzsektor durch die Bankenkrise nichts
geändert hat. In Frankfurt, Düsseldorf oder München scheint der Fall
ähnlich zu liegen. Nach außen hin gibt man sich geläutert, und bei
der zum Teil verstaatlichten Commerzbank muss sich Vorstandschef
Martin Blessing tatsächlich mit nur 500 000 Euro Jahresgehalt
zuzüglich Altersvorsorge und Dienstwagen begnügen. In der zweiten
Reihe des Managements von Banken, die am Staatstropf hängen, gibt es
aber schon wieder viele Einkommensmillionäre. Die Politik hat es
schlicht vergessen, auch diese von Steuerzahlern mitfinanzierten
Bankmanager mit in die Pflicht zu nehmen.

Das ist kein Flüchtigkeitsfehler. Schon Jahre vor der Bankenkrise
war bekannt, dass versierte Spezialisten weit besser bezahlt werden
als Vorstandsmitglieder. So gilt Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann
zwar als der bestbezahlte Manager unter den DAX-Vorständen, doch in
der internen Gehaltsrangliste des Geldhauses lag der aus Indien
stammende Leiter der Investmentbankingsparte jahrelang deutlich vor
dem Vorstandsvorsitzenden.

Es mag ja sein, dass teure Spezialisten die Rückkehr der
Krisenbanken zu solideren Bilanzen beschleunigen können. Bisher sind
sie den Beweis dieses Könnens aber schuldig geblieben. Und die Hypo
Real Estate musste den Staat gerade um weitere 40 Milliarden Euro
Garantien anbetteln.

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