Neue OZ: Kommentar zu Britannien / Medien

Der lange Atem des Moguls

Es sieht danach aus, als wenn sich Rupert Murdoch bei der
Übernahme des Bezahlsenders BSkyB kräftig verzockt hat. Trog den
alten Mann der Medienbranche sein Gespür? Zu offensichtlich war die
Finte rund um das Einstampfen der „News of the World“. Der Versuch,
mit dieser Radikalkur das Image des eigenen Medienimperiums
reinzuwaschen, ist gescheitert. Trotzdem ist die Übernahme des
Senders noch nicht vom Tisch.

Der Multimilliardär hat schon manchen Sturm überstanden, den er
entfacht hatte. Etwa Mitte der 80er, als es darum ging, ein
Druckzentrum innerhalb Londons zu verlegen und Tausende Arbeiter zu
entlassen. Ein Jahr brauchte Murdoch, um den Willen der
Gewerkschaften zu brechen. Am Ende war es immer der Mogul, der den
längeren Atem hatte. Und das nötige Kleingeld.

Ein Jahr, sagen Experten, werde auch die neuerliche Überprüfung
der Übernahmepläne dauern. Das ist in der Medienwelt eine lange Zeit.
In einem Jahr wird sich kaum jemand an den Medienskandal erinnern,
der Großbritannien im Sommer erschütterte. Daran, dass Telefone toter
Mädchen manipuliert, Angehörige toter Soldaten bespitzelt wurden. Und
auch die Politik ist für ein ausgeprägtes Langzeitgedächtnis nicht
bekannt.

Murdoch kann warten. Er wird da sein, wenn sich die nächste Chance
zur Übernahme bietet. Und wenn nicht er, dann sein Sohn. Der ist
nicht nur legitimer Erbe von Murdochs Medienimperium. Er kennt sich
bei BSkyB zudem bestens aus: Bis Ende 2007 saß er dort schon einmal
auf dem Chefsessel.

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