Ohne Rücksicht auf Verluste
Erika Steinbach gehört zu den umstrittensten Persönlichkeiten der
Republik. Ihrem Ziel, ein sichtbares Zeichen für die vertriebenen
Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg zu setzen, ist sie ein großes
Stück nähergekommen. Konsequenz und Beharrlichkeit können ihr selbst
Kritiker nicht absprechen. Erika Steinbach ist Lobbyistin – im Blick
ausschließlich die Interessen des Vertriebenenverbandes. In diesem
Sinne hat sie in den zwölf Jahren ihrer Amtszeit viel erreicht. Die
fast einstimmige Wiederwahl an der Spitze des Verbandes ist deshalb
nur konsequent.
Gerade die Querelen Steinbachs, die in den vergangenen Jahren ein
ganzes Land gespalten und die deutschen Beziehungen zu Polen
erheblich belastet haben, scheinen den Verband zu einen. Das nahezu
sozialistische Wahlergebnis vom Wochenende darf aber nicht darüber
hinwegtäuschen, dass die Präsidentin mit Sturheit und ohne Rücksicht
auf die deutsch-polnischen Beziehungen agiert. Die monatelangen
Streitereien um den Sitz im Beirat der Stiftung „Flucht, Vertreibung,
Versöhnung“ sind nur ein Beispiel für ihre Rücksichtslosigkeit.
Das Votum für Steinbach dürfte die Politikerin bestärken, ihre
Arbeit mit der gleichen Vehemenz fortzusetzen – und mit dem gleichen
Starrsinn. Ihrem Verband hilft sie damit nur bedingt, der
deutsch-polnischen Aussöhnung gar nicht.
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