Neue OZ: Kommentar zu Bundesbankpräsident Weidmann

Vielversprechende Signale

Respekt. Freundlich im Ton, aber hart in der Sache hat Jens
Weidmann gleich zu Beginn seiner Amtszeit als Bundesbankpräsident
deutlich gemacht, dass er trotz seiner bisherigen Nähe zur Politik
ein unabhängiger Kopf ist. Indem er ankündigt, die Sparpolitik der
Bundesregierung genau unter die Lupe zu nehmen, sendet er jedenfalls
ein vielversprechendes Signal.

Jetzt müssen den Worten Taten folgen. Noch kennt man Weidmann vor
allem als Mitorganisator von Bankenrettungsplänen und
Konjunkturprogrammen. Nun will er in der EZB darauf drängen, die
Rundumversorgung europäischer Banken mit Liquidität zurückzufahren.
Auch dies ein bemerkenswertes Zeichen dafür, dass der neue
Bundesbankchef seine Aufgaben beherzt angeht und der
Geldwertstabilität höchste Priorität gibt.

Auf einem anderen Blatt steht, ob Weidmann sich im Rat der EZB
durchsetzen kann. Aus deutscher Sicht steht einer Rückkehr zur
geldpolitischen Normalität nichts im Weg. Hierzulande boomt die
Wirtschaft wieder, Deutschland hätte kaum Probleme mit etwas höheren
Zinsen. In anderen krisengeschüttelten Euro-Staaten sieht es aber
ganz anders aus. Sie sind weiter auf eine Politik des billigen Geldes
angewiesen.

Spannung verspricht zudem die weitere Entwicklung im Streit um den
Ankauf schlecht beleumundeter Staatsanleihen. Auch damit muss bald
Schluss sein, soll der Euro eine harte Währung bleiben.

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