Neue OZ: Kommentar zu digitalen Kontaktbörsen

Überdosis Vitamin B

Vitamin B für alle: Soziale Netzwerke im Internet ermöglichen es,
Kontakte in größerem Stil zu knüpfen als je zuvor. Dieses Potenzial
auch geschäftlich zu nutzen ist nur konsequent.

Jobs und Aufträge über Kontakte an Land zu ziehen ist dabei
wahrlich nicht neu. Doch was früher unter dem Schlagwort „Gemauschel“
zumeist negativ besetzt war, ist in der schönen neuen Online-Welt nun
so attraktiv, dass Anleger und Investoren ohne Scheu Milliardensummen
in die digitalen Kontaktbörsen stecken. Erst Xing für 269 Millionen
Euro, jetzt LinkedIn für sechs Milliarden – wie furios wird dann erst
Gigant Facebook an der Börse starten, der heute schon mit 42
Milliarden Euro bewertet wird? LinkedIn hat zwar den besten
Börsenstart der Branche seit Google hingelegt – und doch dürfte das
erst der Anfang gewesen sein.

Wie viel Vitamin B aber verträgt der Internetnutzer? Weil soziale
Netzwerke derzeit voll im Trend liegen, wächst die Online-Blase
unaufhörlich. Eines nicht allzu fernen Tages aber werden die Nutzer
die Blase zum Platzen bringen – dann, wenn ihnen all ihre vielen
Profile zu viel werden oder ein weiterer handfester Datenskandal die
Netzwelt erschüttert. Der Markt dürfte sich dann auf einige wenige
Anbieter konzentrieren und den Rest sang- und klanglos in den Ruin
strudeln lassen.

Gradmesser für den langfristigen Erfolg sozialer Netze ist also
gar nicht so sehr ihr Börsenwert. Sondern das feine Gespür dafür, was
die Nutzer wirklich suchen außer guten Kontakten.

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Neue Osnabrücker Zeitung
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