Neue OZ: Kommentar zu Drama in einem Frankfurter Jobcenter

Verrohung

Das Drama in einem Frankfurter Jobcenter ist erschreckend. Stimmen
die Aussagen mit dem tatsächlichen Geschehen überein, blieb der
Polizistin keine Wahl, als zur Waffe zu greifen, um das Leben ihres
Kollegen und das eigene vor den Messerattacken der arbeitslosen Frau
zu retten.

Sicherlich: Dieser traumatische Fall ist extrem und spiegelt nicht
den Alltag in den Jobcentern wider. Dennoch wäre es falsch, nur von
einem bitteren Einzelereignis zu sprechen. Denn seit Jahren ist in
sozialen Brennpunkten ein besorgniserregender Trend zu verzeichnen:
Die Gewalt gegen Beamte und Angestellte in Ämtern und Behörden nimmt
zu. Die Zahl von Beleidigungen, Nötigungen, Bedrohungen und gar
Übergriffen steigt. Selbst Einsatzkräfte von Rettungsdienst und
Feuerwehr sind in Problemvierteln in Berlin, Hamburg oder Ruhrgebiet
davor nicht gefeit. Kurz: Es gibt Anzeichen für eine zunehmende
Verrohung bei Härtefällen aus einigen sozialen Milieus.

Von dieser Gewaltbereitschaft sind vor allem die Mitarbeiter in
den Jobcentern bedroht. Deshalb wurden bei etlichen Behörden der
Agentur für Arbeit die Schutzmaßnahmen massiv erhöht – von
Alarmsystemen bis hin zu Sicherheitsdiensten. Ob das aber ausreicht?
Sicherheitsschleusen an den Eingängen könnten in Problemvierteln Sinn
machen. So lässt sich zumindest sicherstellen, dass Waffen draußen
bleiben. Das ist zwar keine Lösung der sozialen Frage, aber
hilfreich.

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