Neue OZ: Kommentar zu Entwicklungshilfe / Niebel

Nur die Wirkung zählt

Jetzt liegt es an Entwicklungsminister Dirk Niebel selbst: Er muss
zeigen, dass das Zusammenführen der drei größten staatlichen
Entwicklungsorganisationen nicht bloß Ausdruck einer in deutschen
Verwaltungen und Unternehmen verbreiteten Seuche ist: Umbau um seiner
selbst willen, ohne dass nach Zielen, geschweige denn Ergebnissen
gefragt würde.

Niebel hat die Chance. Denn seine Bestandsaufnahme stimmt ja:
Deutsche Entwicklungszusammenarbeit kommt heute so zersplittert
daher, dass Empfänger weder erkennen, wer für sie was bewegt, noch,
dass immer die gleichen Steuerzahler dahinterstehen. Wer einmal die
hyperkomplizierten, lähmenden Entscheidungsabläufe rund um die
deutschen Aufbauteams in Afghanistan miterlebt hat, dem muss niemand
mehr erklären, ob es den Veränderungsdruck hin zu einfachen, klaren,
schnellen Strukturen tatsächlich gibt.

Wohl und Wehe der Entwicklungshilfe entscheiden sich letztlich
aber auf der übergeordneten, politischen Ebene. An der Frage, ob die
Regierung weiß, was sie mit ihrem Geld, mit ihrer Hilfe bezweckt.
Denn das Wort der Niebel-Kritiker aus der Entwicklungspraxis stimmt
ja auch: Für die Empfänger zählt allein die Wirksamkeit der Hilfe,
nicht die Visitenkarte, mit der sie überreicht wird. Steigert Niebel
also Qualität und Nachhaltigkeit, geht seine Organisationsreform in
Ordnung. Schafft er das nicht, war sie bloß ein Werbegag in eigener
Sache.

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