Frage des Vertrauens
Sie verleiht Geld seit 540 Jahren. Gegründet wurde die Bank Monte
dei Paschi di Siena 1472. Erst zwei Jahrzehnte später entdeckte der
Genueser Christoph Kolumbus Amerika. Kabarettisten sagen heute, er
hätte es besser gelassen: wegen der US-Ratingagenturen.
Die Not des traditionsreichen italienischen Geldhauses ist nur
eine Randnotiz der Euro-Schuldenkrise, macht aber deutlich, wie sehr
die Finanzbranche des Alten Kontinents derzeit in ihren Grundfesten
erschüttert ist. Ein Beweis dafür ist auch das schwindende Vertrauen
der Deutschen in ihre Banken. In Spanien sieht die Sache weit
prekärer aus, und das auch jenseits der Finanzen: Der Ruf nach
EU-Hilfe kommt zu spät für Orte, die der von Banken angeheizte
Bauboom verschandelt hat. Daher ist es sogar tröstlich, dass die
spanische Finanzbranche so marode ist wie mancher Rohbau an der Costa
Blanca. Die laxe Baukredit-Vergabe wird unter der Kontrolle
Rest-Europas ein Ende haben.
Ihre ureigensten Probleme wird die Regierung in Madrid aber auch
mit den erhofften 62 Milliarden Euro Bankenhilfe aus Brüssel nicht
lösen können. Denn um Konjunktur und Beschäftigung steht es in
Spanien schlecht, und damit auch um die Chancen, den rasanten Anstieg
der Staatsverschuldung zu stoppen. Dabei wäre das am dringendsten
nötig, um Vertrauen in den Euro zurückzugewinnen. Selbst wenn dieser
keine 540 Jahre überdauern dürfte.
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