Ruhe am Ruder
Nun startet Brüssel offenbar einen neuen Versuch, die ungeliebte
Sperrminorität des Landes Niedersachsen beim Volkswagen-Konzern
aufzubrechen. Dass Ministerpräsident David McAllister seinen
Standpunkt in Brüssel noch einmal vehement vorträgt, ist
verständlich. Aber Ruhe am Ruder hat dem großen Dampfer VW oft
genutzt. Damit hat er in über 60 Jahren schon manch heftigen Sturm
überstanden. Waren es in den ersten Nachkriegsjahren vor allem
fehlende Rohstoffe, um die Produktion hochzufahren, gab es kurz drauf
ein anderes, allerdings sehr komfortables Problem: Die weltweite
Nachfrage nach Käfer und Transporter konnte kaum gestillt werden,
Lieferzeiten von bis zu 18 Monaten waren nicht selten. Der Konzern
verstand es, die Konkurrenz mit stichhaltigen Argumenten in Schach zu
halten (Werbeslogan: „Er läuft und läuft und läuft …“).
Anfang der 1970er-Jahre bekam der Dampfer allerdings deutliche
Schlagseite, der Untergang drohte. Entscheidende Hilfe von Tochter
Audi und moderne Modelle wie Passat, Polo und vor allem Golf brachten
im letzten Moment wieder Stabilität. Das frühe Auslandsengagement zum
Beispiel in Brasilien, Mexiko und China war goldrichtig. Nicht
zuletzt das besonnene Vorgehen von Betriebsrat und Landesregierung
bewahrte VW vor der Übernahme durch Porsche, möglich auch durch das
VW-Gesetz, dessen Tage hoffentlich noch nicht gezählt sind.
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