Am Scheideweg
   Heftige Kontroversen um Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank,
Rücktrittsdrohungen des Bundesbankchefs und nun auch noch offener 
Streit um die Aufsicht der Banken: Im Ringen um den richtigen Kurs in
der Staatsschulden-Krise liegen die Nerven blank. Und die Spannungen 
werden noch deutlich steigen, je näher die nächsten wichtigen 
Weichenstellungen rücken.
   Die Kernfragen lauten: Wie viel Macht geben die Nationalstaaten an
europäische Institutionen ab? Und welche Risiken sind damit 
verbunden? Ein Beispiel: Vertrauen in die EZB ist gut, zumal diese – 
militärisch gesprochen – über immense Feuerkraft verfügt. So etwas 
beeindruckt Spekulanten. Doch bei allem Vertrauen sind konsequente 
Kontrollen und klare Grenzen notwendig. Sonst droht ein Fiasko.
   So ist es riskant, Schuldenstaaten und ihre Banken mit frischem 
Geld zu versorgen, ohne dies mit strengsten Auflagen zu verbinden. 
Denn an den Strukturproblemen in den Krisenstaaten ändert sich ohne 
Druck nichts. Im Zweifelsfall werden schmerzhafte Reformen sogar 
wieder rückgängig gemacht, während die Schulden nur eine Richtung 
kennen: Sie steigen und steigen.
   Hinzu kommt eine folgenschwere Nebenwirkung allzu massiver 
Anleihekäufe: Die wichtigste Aufgabe der EZB, die Sicherung des 
Geldwertes, wird vernachlässigt, wenn die Notenbank zum großzügigen 
Finanzier wird – ein abschreckendes Szenario.
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