Tief gespalten
Der Gegensatz könnte kaum krasser sein. Die Portugiesen schlüpfen
schwer angeschlagen unter den Euro-Rettungsschirm. Deutschland
dagegen steht auf der Sonnenseite, erfreut sich einer weiter kräftig
wachsenden Wirtschaft und kann darauf hoffen, die Defizitquote zu
halbieren. Wieder einmal wird deutlich, wie tief gespalten Europa
ist. Am schlimmsten aber: An der Problemlage wird sich so schnell
nichts ändern. Zum einen, weil die Euro-Krisenländer Griechenland,
Irland und Portugal extreme Lasten angehäuft haben. Zum anderen, weil
jetzt auch noch die Leitzinsen steigen.
Für die deutsche Wirtschaft ist die Minimalanhebung durch die
Europäische Zentralbank fast bedeutungslos; Experten halten
angesichts der stabilen Konjunktur hierzulande sogar einen Leitzins
von zwei bis drei Prozent für vertretbar. In deutlich schwächeren
Staaten wie Portugal und Spanien sind dagegen auch kleine zusätzliche
Belastungen ein großes Problem. Denn wenn ein Fass voll ist, reicht
bekanntlich schon ein Tropfen, um es überlaufen zu lassen.
Die EZB handelt trotzdem richtig. Schließlich ist die Rezession in
den meisten Euro-Ländern überwunden. Folglich gibt es keinen Grund
mehr, die Zügel schleifen zu lassen. Stattdessen muss sich die Bank
nun wieder stärker auf ihr wichtigstes Ziel konzentrieren: die
Bekämpfung der Inflation. Die liegt mit 2,6 Prozent deutlich über der
Zielmarke von zwei Prozent.
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