Neue OZ: Kommentar zu Finanzkrise / IWF / Lagarde

Große Hysterie

Vielleicht wird die Direktorin des Internationalen Währungsfonds,
Christine Lagarde, recht behalten, und alles wird ganz schlimm. Die
Gefahr ist ja auch real, dass die weltweite Finanzkrise nach Banken
und Staaten nun auch die Realwirtschaft mit in den Abgrund reißt.
Doch wie sollen Bürger, Unternehmen und Finanzakteure Vertrauen
gewinnen, wenn Lagarde das Angstgespenst der 1930er-Jahre
heraufbeschwört?

Briten und US-Amerikaner benutzen gerne den Begriff
„self-fulfilling prophecy“- die sich selbst erfüllende Prophezeiung.
Im Fall Lagarde bedeutet das: Wenn die wichtigsten Marktteilnehmer
dem Glauben verfallen, dass der Euro nicht mehr zu retten ist und die
Euro-Zone in eine tief greifende Rezession versinkt, ist die
Wahrscheinlichkeit groß, dass diese Annahme tatsächlich Wirklichkeit
wird. Schließlich werden die Akteure unter dieser Prämisse
entsprechend handeln, etwa geplante Investitionen zurückhalten oder
Kapital in vermeintlich sichere Häfen umschichten. Daher ist dieser
Untergangs-Pessimismus Gift für die Weltkonjunktur.

Nun wäre es auch falsch, sich in reinem Zweckoptimismus zu üben.
Doch es ist an der Zeit, sich auf Europas Stärken und Chancen zu
besinnen. China, aber auch Japan und die USA sind in vielen Bereichen
den Europäern unterlegen. Leider sagt das kaum noch jemand. Auch
deshalb ist die Hysterie groß.

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