Denkzettel
Das war kein glänzender Start: Mit gerade einmal 75,5 Prozent der
Stimmen hat Detlef Wetzel bei der Wahl zum neuen IG-Metall-Chef nur
ein schwaches Ergebnis erzielt. Ein bisschen mehr hätte es schon sein
dürfen. Doch viele Delegierte verpassten ihm einen Denkzettel,
nachdem sich Wetzel beim Umbau des Gewerkschaftsapparates hart
gezeigt und die Frankfurter Zentrale stark verkleinert hatte.
Täuschen sollte sich aber niemand: Trotz der Schlappe für den
neuen Spitzenmann steht die IG Metall kraftstrotzend da. Sie ist
nicht nur weiter die größte deutsche Einzelgewerkschaft, sondern hat
es auch geschafft, den Mitgliederschwund zu stoppen. Als einzige
große Arbeitnehmerorganisation innerhalb des DGB wächst die IG Metall
sogar wieder. Außerdem sind die Kassen gut gefüllt, da die Metaller
sich mit Streiks zurückgehalten haben. Und schließlich ist auch die
wirtschaftliche Lage günstig: Die Branchenkonjunktur brummt,
Fachkräfte sind gesucht.
Das alles bietet der IG Metall gute Voraussetzungen, neue Ziele zu
erreichen – vor allem im Kampf gegen Lohndrückerei und Ausbeutung.
Schon lange sind der Missbrauch von Leiharbeit und die Ausbreitung
von Werkverträgen den Gewerkschaften ein Dorn im Auge. Zwar will sich
auch die Große Koalition dieser Probleme annehmen. Doch bleibt
zusätzlich gewerkschaftlicher Druck erforderlich, um endlich
nachhaltige Lösungen für die Beschäftigten zu erreichen.
Uwe Westdörp
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