Neue OZ: Kommentar zu Gold

Misstrauen ist Gold

Es ist nur ein paar Jahrzehnte her, da hatte manch wohlhabender
Privatier einen „Fluchtgürtel“ voller Goldmünzen griffbereit im
Haustresor liegen. Jeden Moment, so fürchtete er, konnte der Kalte
Krieg zu einem heißen auflodern. Inzwischen ist der Ost-West-Konflikt
samt dem apokalyptischen Szenario eines Nuklearkrieges zwar
Geschichte. Doch auch heute noch verrät der Anteil von Gold im
Privatvermögen viel über die Weltsicht seines Eigentümers. Gold ist
die Linie, an der sich die Vermögenden in Optimisten und Skeptiker
teilen: Ermutigt von der fulminanten Börsenentwicklung und von
Erholungszeichen aus den Euro-Krisenstaaten Spanien und Irland,
decken sich die Zuversichtlichen mit Aktien ein.

Doch es gibt auch jene, die weiterhin zum Gold greifen. Das
prosperierende Deutschland gefällt sich als Fels in der Brandung.
Misstrauische Anleger halten das für ein Trugbild. Sie beobachten,
wie die Reformen im Euro-Katastrophenstaat Griechenland auf der
Stelle treten, wie das sozialistisch regierte Euro-Schwergewicht
Frankreich im internationalen Wettbewerb unaufhaltsam zurückfällt und
wie die Notenbank der USA weiterhin monatlich Staatsanleihen in
gigantischer Höhe aufkauft, um die amerikanische Konjunktur zu
stützen. Gold im eigenen Safe ist in den Augen der Skeptiker auch
dann noch etwas wert, wenn der globale Finanzmarkt zusammenbricht und
die Banken ihre Eingangstüren verrammeln.

Christian Schaudwet

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