Neue OZ: Kommentar zu Handel / Internet / Zalando

Die Geister, die sie riefen

„Schrei vor Glück oder schick–s zurück“ – mit dem Werbespruch ist
das Berliner Start-up Zalando bekannt geworden. Die Reklame ist
auffällig, kostete Millionen und verfehlt ihr Ziel nicht: Wem bei
Anlieferung der Schuhe oder Kleider nicht auf Anhieb ein Schrei des
Glücks entfährt, der packt die Ware eben wieder ein. Kostet ja
nichts. Solchen Komfort bietet Zalandos Konkurrenz auch; er ist
gesetzlich festgelegt. Kein anderer Anbieter wirbt aber so aggressiv
damit.

Das ist gleichzeitig Vor- und Nachteil für den Newcomer:
Einerseits lockt das unkomplizierte Shoppen im Internet die Kunden
an. Immer mehr Menschen bestellen per Mausklick. Das hat dem aus
vordigitalen Zeiten stammenden Versandhandel neues Leben eingehaucht;
das Internet hat das Modell wieder attraktiv gemacht.

Auf der anderen Seite beschert die Rücklaufquote dem Unternehmen
saftige Verluste. Dass die Menge der zurückgegebenen Waren bei
Zalando deutlich größer ist als bei anderen Anbietern, legt schon die
Tatsache nahe, dass die Firmenführung ein Geheimnis um die Quote
macht.

Angebote wie jenes von Zalando erziehen die Käufer zu einem
probierfreudigen Konsumverhalten. Das war für Verkäufer schon immer
der Himmel auf Erden. Jetzt mit Nebenwirkungen: Die Geister, die das
Unternehmen rief, wird es nicht mehr los. Als Sofortmaßnahme wurde
der Werbetext geändert: Den Halbsatz „… oder schick–s zurück“ gibt
es nicht mehr.

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