Sie dürfen wieder hoffen
Es wäre den Karstadt-Mitarbeitern zu wünschen, dass jetzt wirklich
Ruhe im Karton ist. Seit April 2009, als der Mutterkonzern Arcandor
sich um Staatsbürgschaft und Rettungsbeihilfe bemühte, mussten die
Angestellten viel ertragen. Zum Beispiel die Erkenntnis, dass die
Karstadt-Probleme nicht der Wirtschaftskrise, sondern einem unklugen
Management zuzuschreiben sind. Also: keine Staatsbürgschaft.
Stattdessen im Juni der Insolvenzantrag.
Die Deutschen haben im vergangenen Krisenjahr langsam gelernt,
dass Insolvenz nicht gleich die totale Pleite bedeutet, sondern auch
eine Notbremse vor dem Neuanfang sein kann. Darauf hat die
Belegschaft der Warenhauskette seitdem gehofft. Es ist kaum zählbar,
wie oft diese Hoffnung bis gestern enttäuscht und wieder neu entfacht
wurde – ein zermürbender Vorgang. Zumal die Kollegen den Untergang
ihrer Schwesterfirma Quelle mit ansehen mussten.
Investor Nicolas Berggruen muss jetzt zeigen, dass es ihm ernst
ist. „Die Herausforderung“ nennt er als Grund auf die Frage, warum er
sein Geld gerade bei Karstadt investieren will. Er will seine neuen
Warenhäuser nach eigener Aussage auffrischen und den Besuch für die
Kunden zum Erlebnis machen. Das allein beweist noch nicht viel –
anders kann er einen Neuanfang ja kaum beschreiben. Ob es wirklich
einer wird, werden die gebeutelten Angestellten also nicht sofort
erfahren. Aber diesmal ist die Hoffnung berechtigt.
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