Neue OZ: Kommentar zu Industrie / Messen

Erst das Ziel, dann die Revolution

Nie wählten die Veranstalter ein kühneres Motto: Die „4.
industrielle Revolution“ haben die Macher der Hannover Messe dieses
Mal ausgerufen. Nach der Dampfmaschine, dem Fließband und dem
Computer soll nun die intelligente, sich selbst organisierende Fabrik
ein neues Industriezeitalter anbrechen lassen.

Auch wenn dieses Szenario nach Einschätzung der meisten
Unternehmen und Hochschulen nicht vor dem Jahr 2025 Wirklichkeit
wird, die Hannover Messe 2013 eröffnete ihren Besuchern eine
faszinierende Aussicht auf die Zukunft. Sie zeigte, wie die schöne
neue Industriewelt einmal aussehen könnte. So idealtypisch und
vereinnahmend bot die Messe dieses Wie dar, dass das Warum zur
Nebensache wurde: Welchem Zweck soll eine „4. industrielle
Revolution“ dienen?

Die Frage haben Klima- und Nachhaltigkeitsforscher längst
beantwortet: Innovation in der Industrie muss heute vor allem darauf
zielen, deren Rohstoffverbrauch zu senken. Die intelligente Fabrik
muss einer Entkopplung des Ressourcenverbrauchs vom Wachstum dienen.
Wachstum findet vor allem in Asien, Südamerika und Russland statt,
und die internationalisierten deutschen Unternehmen tragen kräftig
dazu bei. Die Revolution aus Wettbewerbsgründen auf die heimische
Industrie zu beschränken wäre deshalb falsch. Ressourcenvergeudung
anderswo schadet auch dem Rohstoffimporteur Deutschland.

Christian Schaudwet

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