Neue OZ: Kommentar zu Integration / Hochschulen

Muslimische Basis muss mitziehen

Mitten in die von Bundespräsident Christian Wulff ausgelöste
Islam-Debatte kommt eine gute Nachricht: Die Bundesregierung fördert
die muslimische Theologie an deutschen Universitäten. Eine fundierte
Hochschulausbildung von islamischen Religionslehrern und Imamen trägt
dazu bei, dass die Studierenden ihr Glaubenswissen kritisch
reflektieren. Wenn sie den Koran mit wissenschaftlichen Methoden
interpretieren, führt dies zu einer Weiterentwicklung der Religion.
Eine Chance, die in mehrheitlich muslimisch geprägten Ländern so gut
wie nirgendwo möglich ist. Dieser Gesichtspunkt ist ebenso wichtig
wie die Frage, wie das Studium zur Integration beitragen kann. Die
akademische Ausbildung fördert Toleranz und bietet zugleich
muslimischen Theologen die Chance, in absehbarer Zeit mit ihren
christlichen und jüdischen Kollegen auf Augenhöhe zu diskutieren.

Aus gutem Grund gehört die relativ kleine Universität Osnabrück
neben Münster und Tübingen zu den Hochschulen, die nun den Zuschlag
bekommen haben. Die jahrelange qualifizierte Vorarbeit, übrigens
gefördert durch Wulffs Landesregierung, zahlt sich aus.

Dennoch warten noch etliche Fragen auf eine Antwort. Etwa die, wie
es gelingt, die muslimische Basis mitzuziehen. Denn nur wenn Eltern
bereit sind, ihre Kinder in den Unterricht eines in Deutschland
ausgebildeten Religionslehrers zu schicken, wird das Modell ein
Erfolg. Daher gilt es vor allem, mit Fingerspitzengefühl die
islamischen Verbände zu überzeugen – allen voran die
Türkisch-Islamische Union (DITIB), die einen Machtverlust fürchtet.

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