Schon längst eingemischt
Der Hilferuf des Karstadt-Käufers Nicolas Berggruen in Richtung
Politik klingt vordergründig befremdlich. Vor allem für einen
Verfechter der Marktwirtschaft wie Bundeswirtschaftsminister Rainer
Brüderle. Denn der hat ja gerade erst das Problem Opel vom Hals und
das Auslaufen der staatlichen Krisenhilfen für viele andere
Unternehmen angekündigt.
Dennoch trifft Berggruen mit seinem Appell, zwischen ihm und den
Vermietern der Karstadt-Häuser zu vermitteln, die Politik an einer
verwundbaren Stelle. In Berlin ist der Investor für die insolvente
Warenhauskette wohlgelitten, vielleicht auch wegen des Engagements
seiner Familie für Deutschland, das nach ihren Erfahrungen mit dieser
Nation bemerkenswert ist. Auch die Gewerkschaft Verdi hatte sich
frühzeitig auf Berggruen als ihren Favoriten unter den Bietern für
Karstadt festgelegt.
Hinzu kommt, dass sich Opposition und Regierung längst des Falles
angenommen haben. SPD-Chef Sigmar Gabriel kritisierte bereits die
Vermieter und warnte vor verödeten Innenstädten im Fall einer
Zerschlagung von Karstadt. CDU-Arbeitsministerin Ursula von der Leyen
schaltete sich unter Hinweis auf die Vielzahl gefährdeter Stellen
sogar in die laufenden Verhandlungen ein.
Vor diesem Hintergrund klingt Berggruens Hilferuf nicht mehr
befremdlich. Bleibt zu hoffen, dass sich die Politik auf eine
Vermittlerrolle beschränkt und nicht wie bei Opel auf ein langes
Hickhack einlässt.
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