In der Zwickmühle
Wie schön: Die Inflationsrate in der Euro-Zone ist im Mai erstmals
seit knapp einem Jahr wieder gefallen. Das ist zweifellos eine gute
Nachricht. Allerdings sind 2,7 Prozent Preissteigerung, gemessen an
den Zielen der Europäischen Zentralbank, immer noch deutlich zu viel.
Erst bei unter zwei Prozent geht die EZB von Geldwertstabilität aus.
So gesehen, bleibt noch einiges zu tun. Überdies gibt es eine Reihe
von Risiken. Vor allem Strom, Gas, Öl und Benzin könnten sich weiter
verteuern. Denn der Energiehunger der Welt wächst unaufhörlich. Und
in Deutschland kommt nun der Ausstieg aus der Atomkraft hinzu, der
sich ebenfalls preissteigernd auswirken könnte.
Nicht zu unterschätzen sind außerdem die Gefahren, die von der
Schuldenkrise im Euro-Raum ausgehen. Zur Sanierung der Haushalte
müssen viele Staaten nicht nur sparen, sondern zugleich Steuern,
Gebühren und Abgaben anheben. Auch das wird die Lebenshaltungskosten
spürbar erhöhen. Damit schlägt die Stunde der Europäischen
Zentralbank. Streng genommen müsste sie die Zeit des billigen Geldes
abrupt beenden, die Zinsen spürbar anheben und so Nachfrage und
Preisauftrieb dämpfen. Doch stecken die Notenbanker in der
Zwickmühle. Denn höhere Zinsen sind so ziemlich das Letzte, was
Schuldensünder wie Griechenland jetzt gebrauchen können. Und so wird
es bei minimalen Zinsanhebungen bleiben, und bei weiter deutlicher
Geldentwertung.
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