Neue OZ: Kommentar zu Künast

Zögern schadet

Renate Künast, Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, zeigt sich
ungewohnt zögerlich. Noch immer bleibt die 54-jährige Juristin die
Antwort auf die Frage schuldig, ob sie als Spitzenkandidatin in
Berlin antritt. Sonst so schlagfertig und entscheidungsfreudig,
reagiert die langjährige Politikerin jetzt halbherzig. Damit
beschädigt Künast die Grünen in der Hauptstadt ebenso wie sich
selbst.

Politprofi Klaus Wowereit hat das erkannt. Der Regierende
Bürgermeister legt gezielt den Finger in die Wunde der Grünen, denn
der Sozialdemokrat verlangt von Künast ein klares Bekenntnis zu
Berlin. Ein Bekenntnis, das auch die Grünen in der Hauptstadt gerne
hören würden. Das erwarten auch die Bürger. Es erstaunt, dass die
ehemalige Verbraucherministerin derzeit darauf nicht reagiert.
Fürchtet sie, im nächsten Jahr nach einer Wahlniederlage absteigen zu
müssen – von der bundespolitischen Bühne in die Niederungen der
Landespolitik?

Dabei sind die Chancen in der wirtschaftlich schwächelnden
Hauptstadt mittlerweise so gut wie noch nie, auch wegen der
Farblosigkeit von SPD und CDU. Hier gilt: Grün leuchtet. In der
Metropole ist die Öko-Partei auf dem besten Weg, zur Volkspartei
aufzusteigen – jedenfalls wenn man den für sie traumhaften Umfragen
glaubt. Zu viel Furcht ist daher unnötig.

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