Neue OZ: Kommentar zu Medien / Bertelsmann

Vorteilspackung

Was darf es sein: Buchpreisbindung oder Club-Bindung? Diese in
Deutschland bislang einmalige Wahl haben die Kunden ab Juli nun in
allen Filialen des Bertelsmann-Clubs. Dieser Schachzug soll einen
Abwärtstrend stoppen. Einst wurden die deutschen Buch-Clubs in
Notzeiten nach den Weltkriegen gegründet, als der Lesestoff rar, der
Lesehunger groß war. In den 90er-Jahren hatte der Bertelsmann-Club
noch 6 Millionen Mitglieder. Heute sind davon nur noch 2,5 Millionen
übrig geblieben.

Für die lokalen Buchhändler bedeutet die Club-Öffnung, dass sich
ihre Lage zuspitzt: Über Nacht bekommen sie einen Konkurrenten in
„Thalia“-Stärke dazu. Ein in mehrfacher Hinsicht ungleicher
Wettbewerb: Zum Flächenvorteil der Club-Filialen kommt der
Rabattvorteil für die Mitglieder. Der Direktvertrieb von
Sonderausgaben an lesende Mitglieder erspart dem Verlag, Gewinne mit
dem Buchhändler zu teilen, und ermöglicht so, die Preisbindung zu
umgehen.

Das gilt nun auch in den Club-Läden für preisgebundene Titel aus
dem Bertelsmann-Verlag. Knapp im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten
eines Buch-Clubs bewegt sich die angekündigte Vorteilskarte für
Nicht-Mitglieder mit der Aussicht auf 25 Prozent Rabatt. Das wird
Diskussionen auslösen. Der Einstieg des Clubs in den freien
Buchhandel mit den zwei Wahlmöglichkeiten droht den Schutz für die
lokalen Buchhändler durch die festen Buchpreise aufzuweichen.

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Neue Osnabrücker Zeitung
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