Neue OZ: Kommentar zu Medizin-Nobelpreis

Auf dem Pfad der Ethik bleiben

Alterung, Krebs, Aids – die Medizin-Nobelpreise der beiden
vergangenen Jahre waren Auszeichnungen für einen erfolgreichen Kampf
gegen den Tod. Doch die Forschung kann mehr, als nur das Leben zu
verlängern: Sie kann auch bei der Schaffung neuen Lebens helfen.

Mit der Ehrung Robert Edwards–, eines Pioniers der künstlichen
Befruchtung, adelt das Stockholmer Nobel-Komitee ein bei vielen
Menschen immer noch umstrittenes, vom Vatikan sogar für unmoralisch
erklärtes Verfahren, das aber zugleich in großen Teilen der
Gesellschaft akzeptiert ist: die Zeugung im Reagenzglas, die in den
vergangenen drei Jahrzehnten Millionen Menschen den Traum vom
Elternsein erfüllt hat. Wer Kinder hat, wird ermessen können, welch
großes Geschenk Edwards unfruchtbaren Männern und Frauen gegeben hat.
Eine wahrlich herausragende Leistung eines ausdauernden Mannes, der
trotz heftigen Gegenwinds nicht an seiner Vision gezweifelt und
letztlich Wissenschaftsgeschichte geschrieben hat.

Die Bedeutung seines Schaffens wird zusätzlich dadurch
unterstrichen, dass erstmals seit dem Jahr 1999 wieder ein einzelner
Mediziner ausgezeichnet wurde.

Doch die Entscheidung des Nobel-Komitees ist kein Freifahrtschein
für die Forschung. Das wissenschaftlich Machbare darf in den Laboren
nicht vollends ausgelotet werden. Zwar gilt: Nur wer an die Grenzen
geht, der kann in der Medizin bahnbrechende Erfolge feiern. Doch der
oftmals neblige Pfad der Ethik darf dabei nicht verlassen werden.
Darauf zu achten sollte für alle Wissenschaftler eine
Selbstverständlichkeit sein.

Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: 0541/310 207