In der Endlosschleife
Die aktuelle Debatte über Integration droht so zu enden wie viele
andere vor ihr: Nach einigen Wochen Palaver und Streit verläuft
vieles im Sand. Das altbekannte Muster ist schon jetzt erkennbar.
Nachdem der erste Schreck über die Thesen Thilo Sarrazins verdaut
ist, überbieten sich die Politiker landauf, landab dabei, „die Sorgen
der Menschen ernst zu nehmen“.
So schlägt sich mancher flugs auf die Seite des
Noch-Bundesbankers, weil der im Moment auf einer Welle der Sympathie
reitet, während andere Politiker mit fester Stimme eine tabulose
Debatte ankündigen. Und was geschieht tatsächlich? Die Regierung holt
die Ladenhüter der Zuwanderungspolitik aus dem Regal. Doppelte
Staatsbürgerschaft, ausländische Bildungsabschlüsse, Steuerung der
Zuwanderung, Islamunterricht in deutschen Schulen et cetera. Aus den
Ländern kommt der Zwischenruf, zum Fördern gehöre auch Fordern. Und
die Kanzlerin setzt die Erkenntnis „Bildung, Bildung, Bildung“
obendrauf.
Das alles sind richtige Stichworte. Es fragt sich nur, warum sie
nicht längst in die Praxis umgesetzt sind. So beschleicht den
Zuschauer der Eindruck, er befinde sich in einer Endlosschleife des
Politikbetriebs, der die Ansprachen des vergangenen Jahrzehnts
wiederholt. Genau das schürt aber jene Enttäuschung, die Sarrazin für
sich nutzt. Dabei hat er – abgesehen vom Unsinn über Genetik und
vererbte Dummheit – in seinem Buch nichts Neues verraten. Solange die
Politik es aber nicht schafft, auch auf die unbequemen Fragen der
Zuwanderung Antworten zu geben, bleiben Schwarz-Weiß-Maler wie
Sarrazin im Geschäft.
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