Neue OZ: Kommentar zu NATO / Afghanistan

Bündnis droht existenzielle Krise

Die NATO ist noch das mächtigste Militärbündnis der Welt, aber zu
Beginn des 21. Jahrhunderts weist es Spuren der Zerrüttung auf. Der
Kriegseinsatz in Afghanistan oder der Streit um den Aufbau eines
Raketenschirms in Europa offenbaren große Unstimmigkeiten zwischen
den Mitgliedstaaten. Während vor allem die USA und Großbritannien
seit Jahrzehnten einen wesentlich höheren Anteil ihrer
Wirtschaftskraft für Sicherheitsbelange ausgeben, halten sich Staaten
wie Deutschland sehr zurück. Die massiven Streichungen bei den
Militärausgaben im Bundesetat und der geplante Truppenabbau bei der
Bundeswehr werden dieses Ungleichgewicht weiter verstärken. Die Frage
ist: Wie groß ist die Geduld in Washington mit solchen
Bündnispartnern?

Für die künftige NATO-Strategie sind vor allem vier Säulen von
Bedeutung: Der Aufbau eines Raketenabwehrschirms unter Einbeziehung
Russlands muss endlich erfolgen. Er ist eine wichtige Voraussetzung
für das zweite Ziel: die atomare Abrüstung weltweit voranzubringen,
um im Gegenzug das eigene Nukleararsenal zur Abschreckung reduzieren
zu können. Die dritte Säule wird aus dem Aufbau eines wirksamen
Verteidigungsschutzes gegen Cyber-Angriffe im Internet bestehen. Der
kurzfristig größten Herausforderung sieht sich die NATO jedoch im
Anti-Terror-Kampf gegenüber. Scheitert die Mission in Afghanistan,
droht dem Bündnis eine existenzielle Krise.

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