Quittung für Respektlosigkeit
Den eigenen Chef öffentlich als „gehemmt und desinteressiert“ zu
bezeichnen und dessen Vize mit einem schlüpfrigen Wortspiel zu
beleidigen macht nur jemand, der sich um seinen Job bringen will –
oder für unersetzlich hält. Mit anderen Worten: Hat Stanley
McChrystal, NATO-Oberbefehlshaber in Afghanistan, absichtlich über
US-Präsident Barack Obama, Joe Biden und andere Regierungsvertreter
gelästert, um sich aus der Verantwortung zu ziehen? Oder hat er aus
Frust über ausbleibende Erfolge und mangelnde politische
Unterstützung am Hindukusch den Bogen gedankenlos überspannt?
Beide Varianten brachten Obama in Zugzwang, seinen „abtrünnigen
General“ – wie das Magazin „Rolling Stone“ titelt – zu feuern. Der
wegen der heimischen Ölkrise unter Druck stehende Präsident konnte
sich eine derartige Respektlosigkeit nicht bieten lassen. Aber auch
als Befehlshaber hatte sich McChrystal für die internationalen
Truppen in Afghanistan diskreditiert. Das macht die Lage dort nun
noch komplizierter.
Verbale Scharmützel zwischen hochrangigen Militärs und dem Weißen
Haus gab es indes schon häufiger. Während des Koreakrieges stritt
Kommandeur Douglas Mac-Arthur 1951 mit Präsident Harry S. Truman.
Auch William Westmoreland, Oberbefehlshaber im Vietnamkrieg, lag 1968
im Clinch mit Lyndon Johnson. Es ging für beide Generäle nicht
positiv aus.
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