Neue OZ: Kommentar zu Parteien / CDU / Rüttgers

Bitteres Karriereende

Welch tiefer Fall: Als Ministerpräsident des bevölkerungsreichsten
Bundeslandes war Jürgen Rüttgers ein einflussreicher Mann.
Triumphierend ernannte er sich nach dem Wahlsieg der CDU im Mai 2005
zum Arbeiterführer und versuchte, sich als soziales Gewissen der
Union zu profilieren. Allein: Vielen Wählern in Nordrhein-Westfalen
fehlte der Glaube an Rüttgers“ Fähigkeiten. Hinzu kam Gegenwind aus
Berlin. Und eine selten dämliche Sponsoring-Affäre versetzte dem
Unionsmann, der sich allzu sehr in Sicherheit wähnte, dann den
politischen Todesstoß – ein bitteres Karriereende.

Mit seinem Rücktritt von allen Ämtern erweist Rüttgers seiner
Partei einen überfälligen Dienst. Denn er war das personifizierte
Hindernis für eine Große Koalition. Indem er daran festhielt, trotz
brutaler Abstrafung durch den Wähler weiter die Regierung leiten zu
wollen, vergab er alle Chancen seiner Partei auf den Machterhalt.

Die CDU steht nun vor einem Generationswechsel, nicht nur an Rhein
und Ruhr, sondern weit darüber hinaus. Denn vor Rüttgers hat ja
bereits Roland Koch die Segel gestrichen. Und Christian Wulff schickt
sich an, Präsident zu werden. Der deshalb nötige personelle Neuanfang
ist für die Union mit Risiken verbunden. Denn nicht alle haben ihr
Haus so gut bestellt wie Wulff. Nachahmenswert ist in jedem Fall,
deutlich jüngeren Politikern eine Chance zu geben. Denn der Weg
zurück zu alter Stärke könnte lang dauern.

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