Man darf gratulieren
Man darf den Polen gratulieren. Sie haben mit der Politik der
Kaczynski-Ära gebrochen, für klare Verhältnisse und ein besseres
Zusammenspiel von Regierung und Staatsspitze gestimmt.
Selten in der jüngeren Geschichte Europas ist die Entscheidung
über einen neuen Präsidenten emotional so beeinflusst worden wie bei
der Wahl eines Nachfolgers für Lech Kaczynski. Dessen tragischer Tod
hat seinem Zwillingsbruder bei der Bewerbung ums höchste Staatsamt
schon aufgrund des Mitleidsfaktors Zustimmung eingebracht. Dass es
für den national-konservativen und oft polarisierenden Jaroslaw
Kaczynski trotzdem nicht reichte, spricht für eine neue politische
Sachlichkeit bei Deutschlands östlichem Nachbarn.
Aber der künftige Präsident Bronislaw Komorowski und
Regierungschef Donald Tusk dürfen nicht zu sehr auf Realpolitik
setzen. Dafür fehlt es in Polen trotz jüngster Erfolge auf
wirtschaftlichem Gebiet noch an viel mehr als nur an Autobahnen.
Hilfe wird das nun wieder EU-freundlichere Polen weiterhin dringend
benötigen, vor allem für seine Landwirtschaft. Aber auch ein neues
Selbstbewusstsein täte dem Land an der Weichsel gut. Da kommt die
Fußball-EM in zwei Jahren gerade recht.
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