Neue OZ: Kommentar zu Prozesse / Verkehr

Kein Drama

Das Argument der Bahn, der Preis alleine könne nicht entscheidend
für eine Verbesserung im Verkehrsmittel-Angebot sein, ist arrogant.
Es gibt genug Menschen, die sich weder ein Auto noch teure
Bahnfahrkarten leisten können. Mit günstigen Bus-Fernverbindungen
könnten lange Fahrten bald auch für sie bezahlbar sein.

Pünktlich fahrende Busse sind zudem immer noch komfortabler als
ausgefallene Züge. Sogar, wenn die Bahn selbst diese Busse an den
Start bringt. Denn die Leipziger Entscheidung ist zwar ein Grund zu
Freude für viele Reisende – ob allerdings auch für viele
Busunternehmen, ist fraglich. Die Bahn ist schon längst auch im
Bus-Bereich riesig – kaum vorstellbar, dass sie sich auf diesem
Geschäftsfeld vornehm zurückhalten wird.

So oder so: Die Deutsche Bahn muss weiterhin niemandem leidtun.
Zwar kommen die Angriffe wegen einer EU-Klage heute sogar von zwei
Seiten, aber Revolutionen auf Kosten des Unternehmens sind nicht zu
erwarten. Die EU-Kommission klagt nicht nur gegen Deutschland. In
zwölf weiteren Ländern geht die Entflechtung der alten Strukturen zu
langsam voran. Kein Wunder: Hier sollen sich Unternehmen aus lange
gewachsenen Bequemlichkeiten befreien – das geht wohl kaum ohne Druck
von außen. Für die Deutsche Bahn trotzdem kein dramatischer Tag.

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