Neue OZ: Kommentar zu Russland / Deutschland

Besuch eines Freundes

Christian Wulff wird froh sein, für die nächsten vier Tage in der
aufgeregten Integrationsdebatte etwas aus der Schusslinie zu kommen.
Stattdessen kann der Bundespräsident positive außenpolitische Akzente
setzen: Es geht ihm neben der üblichen bilateralen Beziehungspflege
vor allem um die deutsch-russische Freundschaft. Die kennt Wulff
bereits aus seiner Zeit als Ratsherr in Osnabrück. Die
Gastfreundschaft speziell der Partnerstadt Twer weiß er zu schätzen –
deshalb wurde das noch von Vorgänger Horst Köhler geplante Programm
erweitert. Ein Abstecher in die Provinz kann zudem nie schaden, um
sich ein vollständiges Bild zu machen.

Acht Jahre ist es her, dass mit Johannes Rau der höchste
Repräsentant der Bundesrepublik dem Riesenreich seine Aufwartung
machte. Da wurde es für einen Besuch mit großer Wirtschaftsdelegation
dringend Zeit. Zumal das Investitionsklima derzeit kaum besser sein
könnte. Erstens garantieren Präsident Dmitri Medwedew und
Ministerpräsident Wladimir Putin politische Stabilität. Zweitens hat
auch Russland die globale Krise überwunden. Das sollte Wulff freilich
nicht davon abhalten, auch Kritik üben zu dürfen. Ein Treffen mit
Menschenrechtlern ist fest eingeplant. Dass der Bundespräsident
gleich zweimal an Soldatengräbern Kränze niederlegen will,
unterstreicht, wie wichtig ihm das Thema Aussöhnung ist. Ganz im
Sinne Raus.

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