Neue OZ: Kommentar zu Schifffahrt / Tarife / Streiks

Gestörtes Verhältnis

Das Vertrauensverhältnis zwischen dem obersten Herrn der Schleusen
und deren Wärtern muss stark gestört sein. Anders ist nicht zu
erklären, was sich da gerade an Flüssen und Kanälen abspielt.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hat seine
rechtsverbindliche Zusage gegeben, niemand werde im Zuge der Reform
der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung entlassen oder gegen seinen
Willen versetzt. Doch die Angestellten trauen dem Regierungsvertreter
nicht. Angestachelt von der Gewerkschaft Verdi, legen sie die Arbeit
nieder, um die Zusage in Form eines Tarifvertrages schwarz auf weiß
zu bekommen.

Das ist unverhältnismäßig. Es hängen neben Binnenschiffern auch
ganze Industrien an den Wasserstraßen und ihren Schleusen. Ihnen
allen entsteht ein finanzieller Schaden, weil die Angestellten mit
ihrem Arbeitgeber – dem Bund – lieber streiten, als einen Kompromiss
zu finden.

So viel steht fest: Hauptprofiteur des Streiks an den Schleusen
ist die Gewerkschaft selbst. Verdi kämpft in vielen Branchen um die
Existenz. Etwa im Einzelhandel, wo der Organisationsgrad immer mehr
abnimmt. Die starke Gewerkschaft von einst verliert an Einfluss. Bei
den Schleusenwärtern besetzt sie aber nach wie vor eine
Schlüsselposition – und nutzt diese Vormachtstellung gnadenlos aus.
Da drängt sich der Eindruck auf, dass bei diesem Streik für Verdi die
Werbung in eigener Sache im Vordergrund steht.

Dirk Fisser

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