Neue OZ: Kommentar zu Schifffahrt/Werften

Höchste Zeit

In Teilen der maritimen Wirtschaft an der Ems herrscht große
Sorge. Dem Papenburger Kreuzfahrt-Schiffbauer Meyer geht es zwar noch
gut. Aber auch dort wird das Auftragspolster dünner. Die Harener
Reeder indes leiden unter niedrigen Frachterlösen.

Wie weit der Preiskampf geht, machte der Chef des Hamburger
Stahlwerks kürzlich unbewusst deutlich. China, so sagte er, sei heute
ein Heimatmarkt für sein Werk. Eine Tonne Stahl dorthin zu
verschiffen koste in etwa dasselbe, wie sie per Lkw nach Hannover zu
transportieren.

Der Druck zur Kostensenkung auf den Weltmeeren, auch bei
Kreuzfahrten, geht so weit, dass vor Kurzem nur durch massiven
Protest des Kapitäns und der Besatzung die Ausflaggung des
„Traumschiffs“ MS Deutschland“ verhindert werden konnte.

Von Regierungsseite war dazu wenig zu hören, stattdessen viel zur
Rettung des Euro. Die ist wichtig, aber man fragt sich, warum
Deutschland spanische Banken retten hilft, während seine
Handelsflotte wegen fehlender Bankkredite abzusaufen droht.

Mit der Absicht, die staatlich gestützte Commerzbank zu weiterer
Hilfe für Reeder zu verpflichten, versucht Wirtschaftsminister Rösler
nun eine Rettung. Die Werftpleite in Stralsund ist ein Indiz für die
Notlage der Containerschifffahrt. Und die Feststellung des
Papenburger Werftchefs, wonach 99 Prozent aller deutschen
Schiffbauaufträge ins Ausland gehen, beruhigt auch nicht gerade.

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