Genau hinsehen
Wer hätte das gedacht. Vor wenigen Wochen noch schien es
unmöglich, dass sich die EU-Länder auf neue Regeln für
Bankeninsolvenzen einigen. Inzwischen sind ganz andere Töne zu
vernehmen: Man stehe kurz vor dem Durchbruch, ist von den
Finanzministern Deutschlands und Frankreichs zu hören. Gut so.
Gemeinsame Regeln für Bankenpleiten sind längst überfällig – das
ist eine Lehre aus der Finanzkrise. Es kann nicht sein, dass
europaweit Steuerzahler einspringen, wenn in Griechenland oder in
Spanien ein Kreditinstitut in Schieflage gerät. Stattdessen wollen
die EU-Länder die Haftungsreihenfolge nun genau festlegen: Erst
sollen Eigentümer und Gläubiger einer Bank bei Problemen einspringen
– und ganz zuletzt Steuerzahler und Staaten.
Der Nachteil dieser Reform ist, dass auch Sparer künftig bluten
müssen, wenn ihr Geldhaus pleite-geht – zumindest, wenn ihre Einlagen
höher als 100 000 Euro sind. Die Vorteile der geplanten
Haftungsregeln sind aber unvergleichlich größer: Sie ermöglichen, die
internationalen Folgen von Bankeninsolvenzen einzudämmen, das
Finanzsystem insgesamt zu stabilisieren.
Für Sparer heißt das, bei der Bankenwahl künftig genauer
hinzusehen. Auf Zypern oder Malta sind zwar häufig höhere Zinsen zu
bekommen. Doch bessere Rendite gibt es bekanntlich nie umsonst,
sondern immer zum Preis von weniger Sicherheit.
Georg Kern
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