Neue OZ: Kommentar zu Segeln / Weltumseglung

Fatale Rekordjagd

Ob eine 14-Jährige die Welt allein umsegeln darf, wenn sie
physisch und psychisch dazu in der Lage ist und an Bord den
Schulstoff per Internet aufholen kann, ist nicht die Frage. Vielmehr:
Warum will ein Kind das tun? Geht es Laura und ihrem ehrgeizigen
Vater um ein einmaliges Abenteuer, sportlichen Ehrgeiz oder vor allem
um Schlagzeilen, den Eintrag ins Guinnessbuch und lukrative Honorare?
Die Rekorde dieser Welt sind ausgereizt – nur beim Alter lässt sich
noch punkten. Eine fatale Entwicklung.

Wer das Ganze nur unter dem Sicherheitsaspekt betrachtet, muss
jedoch zur Kenntnis nehmen, dass ein minutiös geplanter Törn mit
einem perfekt ausgestatteten Segelboot inklusive Satellitentelefon
sicherer ist als eine Fahrt auf der Autobahn. Wer einer 14-Jährigen
die Weltumsegelung verbietet, dürfte sein Kind im selben Alter auch
nicht für ein halbes Jahr für den Sprachaustausch ins Ausland
schicken.

Das Gericht in Middelburg hat sich um ein Urteil herumgedrückt.
Wieder wird die Entscheidung verschoben, die Aufsicht des Jugendamtes
um einen Monat verlängert. Laura darf also weiter hoffen, doch noch
Ende Juli – vor Einsetzen der Herbststürme – die Segel zu setzen.
Wenn sie dann allerdings in Seenot geraten sollte, so wie vor Kurzem
die 16-jährige Abby Sunderland, sollte ihr Vater zumindest für die
teuren Rettungsmaßnahmen finanziell zur Verantwortung gezogen werden.

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