Neue OZ: Kommentar zu Soziales / Pflege

Absurd und ungerecht

Der Beruf des Altenpflegers ist körperlich hart und psychisch
anspruchsvoll. Alte Menschen bedürfen mindestens so großer
Aufmerksamkeit wie Kinder und Krankenhauspatienten. Sie müssen
gewaschen werden, benötigen exakt dosierte Medikamente und viel
Zuwendung.

Wer sich als junger Mensch für den Beruf des Altenpflegers
entscheidet, dem gebührt Hochachtung. Dass die Auszubildenden aber in
manchen Bundesländern an Privatschulen Geld zahlen müssen, ist ebenso
absurd wie ungerecht. Absurd, weil die Politik nicht müde wird, für
den Beruf des Altenpflegers zu werben, ungerecht, weil etwa für
Krankenpfleger die Ausbildung kostenlos ist. In Niedersachsen zahlen
dank der unlängst vom Landesfamilienministerium erhöhten Förderung
zwar nur noch 20 Prozent der Altenpflegeschüler Geld, aber selbst das
sind 20 Prozent zu viel. In Bayern sind es laut Verdi-Angaben sogar
46 Prozent. Hinter diesen Werten stehen junge Menschen, für die
Wochenenddienste und Schichtarbeit zum Alltag zählen, und die dafür
auch noch zahlen.

Dass Gesundheitsminister Daniel Bahr sich dafür ausspricht, das
Schulgeld abzuschaffen, ist gut und wichtig, doch wer wird das
finanzieren? Die Pflegekassen? Die Länder und Kommunen? Es steht zu
befürchten, dass Bund und Länder darüber noch lange streiten werden.
Sie sollten sich rasch einigen, denn ohne motivierte Altenpfleger
geht es in einer alternden Gesellschaft nicht.

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