Erfreulicher Spielraum
Die Gewerkschaften müssen sich angesichts der positiven
Wirtschaftsentwicklung jetzt nicht verstecken, sagen angesehene
Konjunkturforscher. Und das tun sie auch nicht, wie der
Tarifabschluss bei VW zeigt. Einschließlich der Einmalkomponente hat
die Vereinbarung ein Volumen von 4,2 Prozent. Das kann sich sehen
lassen.
Die westdeutschen VW-Beschäftigten profitieren von einer boomenden
Automobilnachfrage und den ehrgeizigen Plänen des Vorstandes. Bis
2018 soll VW zum größten Autohersteller der Welt aufsteigen, die
Produktion von zuletzt sieben Millionen auf mehr als zehn Millionen
Fahrzeuge im Jahr steigen. Das geht nur mit hoch motivierten
Mitarbeitern, die mit ihrem Gehalt oder Lohn zufrieden sind.
Auf einem anderen Blatt steht, ob der VW-Vertrag Vorbildcharakter
hat. Da muss stark differenziert werden zwischen Branchen wie der
Chemieindustrie, die im laufenden Jahr mit einer zweistelligen
Wachstumsrate rechnet, und sich deutlich schwächer entwickelnden
Bereichen wie der Bauwirtschaft, die unlängst noch eine „schwarze
Null“ vorausgesagt hat. Arbeitgeberpräsident Hundt hat recht, wenn er
maßgeschneiderte Abschlüsse für die einzelnen Sektoren fordert.
Unter dem Strich sind die Aussichten aber überwiegend positiv.
Zwar ist Rainer Brüderles Wort vom XXL-Aufschwung übertrieben, weil
sich das Wachstum schon wieder abschwächt, doch gibt es in vielen
Branchen durchaus Spielraum für Tarifanhebungen.
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