Neue OZ: Kommentar zu Terrorismus / El Kaida

Märchen aus Tausendundeiner Nacht

Wo versteckt sich Osama bin Laden? Es gibt mehr Gerüchte und
Verschwörungstheorien über den Chef der Terrorgruppe El Kaida als
Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Nur eines ist gewiss: Mehr als
neun Jahre nach dem Massenmord vom 11. September 2001 in den USA lebt
der Chef-Ideologe der radikalislamischen Bewegung in Freiheit. Und
das ist ein Armutszeugnis – für alle westlichen Geheimdienste, die
unfähig sind, bin Laden zu fassen. Und für die pakistanische Führung,
die zur einen Hälfte von Verrätern durchsetzt ist. Und zur anderen
Hälfte von überwiegend korrupten Politikern.

Der letzte Machthaber, auf den in Islamabad noch Verlass war, hieß
Pervez Musharraf. Der Ex-Militärchef lebt seit zwei Jahren im
Londoner Exil, weil sich damals nicht zuletzt die Idealisten in den
USA und Europa fatalerweise durchgesetzt hatten: Statt auf Stabilität
wurde auf Demokratie gepocht. Seitdem verschlechtert sich die Lage in
Pakistan und Afghanistan rapide.

Der Westen wird wohl nie begreifen, dass bin Laden in den Augen
vieler Menschen in der Krisenregion ein Held ist. Ein Held, der
verehrt und beschützt wird. Diesen Status genießt der Terrorpate aber
nicht nur in Teilen von Quetta, Peschawar und Karachi, sondern auch
in den Köpfen einiger Hassprediger und Extremisten in europäischen
Metropolen. Es gibt keinen Grund zur Hysterie, aber für die
Sicherheitsdienste Anlass für größte Wachsamkeit. El Kaida wird
wieder zuschlagen.

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