Würdeloses Taktieren
Die Aufarbeitung der Loveparade-Tragödie ist ein Schlag ins
Gesicht der Menschen, die im Gedränge von Duisburg um ihr Leben
fürchten mussten oder darin Angehörige und Freunde für immer
verloren. Da stellt Organisator Rainer Schaller ohne Rücksicht auf
berechtigte Einwände der Staatsanwaltschaft Beweismaterial ins
Internet, um sich zu entlasten. Da beauftragt die Stadt Duisburg
einen Rechtsanwalt mit einem Gutachten, das die Verantwortlichen im
Rathaus wie gewünscht reinwäscht, während eine Expertise des
Innenministeriums erwartungsgemäß die Polizei freispricht. Das ist
das Gegenteil einer seriösen Aufklärung. Offenbar geht es den
Beteiligten nur noch darum, ihren eigenen Kopf zu retten. Ihnen wären
mehr Anstand und Courage zu wünschen.
Anstatt mit eilfertigen Gutachten und selbst produzierten
Entlastungsvideos die Schuld dem jeweils anderen zuzuschieben, gilt
es, die unabhängige Prüfung durch die Staatsanwaltschaft abzuwarten.
Käme es danach zum Prozess, wäre der Gerichtssaal der richtige Ort
der Verteidigung. Die Opfer und ihre Hinterbliebenen haben einen
Anspruch darauf, dass Veranstalter, Stadt und Polizei etwaige Fehler
nicht vernebeln, sondern finanziell wie strafrechtlich dafür
geradestehen. Das würdelose Taktieren der vergangenen Wochen muss
schnell ein Ende haben.
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