Am Tropf von Hartmut Mehdorn
Schmusekurs und Hartmut Mehdorn? Das hat noch nie zusammengepasst,
zum Glück für Air Berlin. Nach gerade einmal drei Wochen im Amt
verschärft der Manager noch einmal den Sparkurs. Das zeigt, wie
schlecht es tatsächlich um Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft
steht. An Frankfurts Börse wird schon länger darüber spekuliert, ob
die Flieger mangels Liquidität nicht demnächst am Boden bleiben
müssen. Genau deswegen wäre es verfehlt, Mehdorn vorzuwerfen, er
wolle nach der Bahn nun auch Air Berlin kaputtsparen. Wenn das
Unternehmen überleben will, muss es massiv schrumpfen. Das gilt für
die Flotte. Das gilt aber auch für das Personal.
Es ist wahrscheinlich, dass sich Mehdorn mit seiner Reform bei der
eigenen Belegschaft keine Freunde machen wird. Die Daumen drücken
werden ihm aber Flughafenbetreiber und Passagiere. Die Kunden, weil
ohne Air Berlin die Lufthansa auf vielen innerdeutschen Strecken
wieder eine Monopol-Stellung innehätte. Der Preiskampf wäre
Geschichte, der deutsche Branchenprimus könnte bei den Fluggästen
wieder kräftig abkassieren. Die Flughafenbetreiber, weil vor allem
die kleineren Standorte mit teils mehr als 50 Prozent
Air-Berlin-Passagieren ihre Existenz an das Unternehmen gekoppelt
haben. Das zeigt aber auch: Beim Thema gesundes Wirtschaften sind in
der deutschen Luftfahrtbranche viele im Blindflug unterwegs. Sie alle
hängen jetzt am Tropf von Hartmut Mehdorn.
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