Unbegreifliches Taktieren
Der Streit um die Karmann-Millionen ist leicht verständlich, und
dennoch unbegreiflich. Es geht um die gewaltige Summe von 180
Millionen Euro, die verständlicherweise Begehrlichkeiten weckt: bei
den 7000 Gläubigern, bei den Gesellschaftern, und bei vielen
beteiligten Anwälten, die sich bei diesem Streitwert ein saftiges
Honorar erhoffen. Das alles ist verständlich. Unbegreiflich ist aber,
warum die Karmann-Gesellschafter ihren Widerstand nicht aufgeben und
stärker zu einer Lösung des Konfliktes beitragen. Selbst das
Landgericht Osnabrück hat den Ausgang des Prozesses bereits
vorweggenommen, das Geld steht den Gläubigern zu.
Die Streitlust der Gesellschafter-Anwälte scheint
Zermürbungstaktik. Man sperrt sich so lange gegen einen Vergleich,
bis die andere Seite bereit ist, einen stattlichen Anteil des
Millionen-Betrages abzugeben. So läuft das unter Gegnern. Aber auf
der anderen Seite sitzen keine Gegner. Im Gegenteil: Es sind jene,
die dazu beigetragen haben, dass Karmann in den vergangenen Jahren
diese Millionen überhaupt erst verdienen konnte. Unter den Gläubigern
sind Tausende ehemalige Mitarbeiter und Auto-Zulieferer, die durch
die Pleite des Traditionsunternehmens unverschuldet in Not geraten
sind. Mit einer Geste der Großzügigkeit könnten die Gesellschafter
die Auszahlung des Geldes ermöglichen und so diese Not lindern. Aber
sie sperren sich. Das macht wütend.
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