Fair beurteilen
Vom Gipfel geht es nur bergab. Mit dieser Weisheit ist RWE-Chef
Jürgen Großmann gestern Kritikern entgegengetreten. Die gibt es nicht
nur an der Börse: Auch unter den Journalisten bei der Bilanzvorlage
war einer, der Großmann vorhielt, die Kursentwicklung der RWE-Aktie
sei „ein Trauerspiel“. Betrachtet man allein den Verlauf seit dem
Amtsantritt Großmanns im Jahr 2007, könnte man zu diesem Schluss
kommen. Aber dabei spielt auch die Wirtschaftskrise eine Rolle. Und
wer vor einem Jahr 60 Euro für eine RWE-Aktie bezahlt hat, bekommt
dafür 5,8 Prozent Dividendenrendite.
Der im Vergleich zu RWE internationaler agierende Konkurrent Eon
ist bei Börsianern beliebter, weil er weniger von Regulierungen wie
der deutschen Brennelementesteuer abhängig ist. Trotzdem gilt
Großmann der Anti-Atom-Lobby als trefflichstes Feindbild, wie das
Greenpeace-Transparent beweist, das ihn beim Zuprosten mit Kanzlerin
Angela Merkel zeigte.
Man sollte Großmann fair beurteilen. Gewiss: Der Energiebranche
diente er als Speerspitze für den Kampf um längere Atomlaufzeiten.
Aber er ist es auch, der die Ökostrom-Sparte frühzeitig als
wichtigstes Wachstumsfeld in seinem Konzern definierte. Beides wird
sich auf Dauer auszahlen – für RWE und ihre Aktionäre.
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