Neue OZ: Kommentar zu Unternehmen / Valmet

Der billige Osten lockt

Die Arbeitskosten steigen kräftig. Wer glaubt, dass davon die
Arbeitnehmer profitieren, täuscht sich gewaltig. Denn der aktuelle
Aufschlag ist ganz wesentlich das Resultat eines Spezialeffektes der
Wirtschaftskrise. In vielen Unternehmen sanken nur deshalb die
Kosten, weil während der Kurzarbeit die Steuerzahler einen Teil der
Löhne zahlten. Nachdem diese Programme ausgelaufen sind, müssen
Unternehmer ihre Angestellten wieder ohne staatliche Unterstützung
finanzieren. Das führt lediglich in der Statistik zu einer
Verteuerung.

Dennoch bleiben die hohen Löhne in Deutschland ein Problem. In
einem europäischen Wirtschaftsraum ohne Grenzen gewinnen billige
Produktionsstandorte wie in Polen und Rumänien weiter an
Attraktivität. International agierende Unternehmen wie der finnische
Auto-Zulieferer Valmet zieht es schließlich nicht nur wegen der Nähe
zu den Märkten nach Osteuropa. Treibende Kraft dürften eher die
günstigen Arbeitskosten sein.

Dass der Osten zwar billiger, aber nicht besser ist, stimmt längst
nicht mehr. Qualität ist heute kein Standort-Kriterium, weil sie in
ganz Europa vorausgesetzt wird. Die deutschen Wettbewerbsvorteile
sind deutlich kleiner geworden. Und die Sorgen deutscher Arbeitnehmer
vor einem Job-Abbau Richtung Osten größer, mit Recht.

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