Endlich weg von der Kriechspur
Die Schlagzeilen über stockende Großprojekte werden dem ansonsten
erfolgsverwöhnten VW-Vorstand nicht gefallen haben. Daher lautet
seine Botschaft: Unsere geplante Lkw-Allianz kommt endlich weg von
der Kriechspur.
Ihre Anteilserhöhung beim Lkw- und Motorenbauer MAN auf knapp über
30 Prozent zwingt die Wolfsburger zu einem Angebot an die übrigen
MAN-Aktionäre, auch deren Anteile aufzukaufen. Doch der Preis ist
nach bisherigen Plänen so niedrig, dass die meisten anderen
MAN-Eigner nicht auf die VW-Offerte eingehen werden. Das
Übernahmeangebot von VW hat also eher symbolischen Wert.
Den darf man jedoch nicht unterschätzen. Europas größter
Autohersteller ist bereit, sich stärker den Risiken zu stellen, die
Korruption und Missmanagement bei MAN erzeugt haben. Dabei geht es
etwa um U-Boot-Geschäfte der früheren MAN-Tochter Ferrostaal, bei
denen Schmiergeld geflossen sein soll und derentwegen der 2009
erfolgte Verkauf an einen arabischen Staatsfonds womöglich ungültig
ist.
Je stärker sich die Konzernmutter solchen Risiken stellt, desto
eher dürfte Scania bereit sein, die unternehmerische Führung aller
Lkw-Aktivitäten unter dem VW-Dach zu übernehmen. Sorgen in deutschen
MAN-Werken, dass es dann zum Kahlschlag kommen könnte, scheinen
übertrieben angesichts des starken Staatseinflusses bei VW und der
Farbengleichheit der Landesregierungen in München und Hannover.
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